Die vererbten Keksrezepte

Die vererbten Keksrezepte Lesezeit: ca. 2 Minuten Gusti Grünwald war eine Meisterbäckerin. Beruflich nicht, sie war Bürangestellte in einem Bücherverlag. Sie las auch sehr gerne. Das traf sich gut. Doch in ihrer Freizeit war ihr das Backen am liebsten. Kleine Kuchen, große Kuchen, Torten mit allen möglichen Teigvariationen und Füllungen. Das war genau ihr Element. Gusti Grünwald hatte sehr großen Spaß mit dem Backen. Sie hatte eine Tochter - Elfriede. Die hatte mit dem Backen so gar nichts am Hut. Das war schon immer so. Gemeinsames Backen war nicht möglich, denn Elfriede hatte daran kein Interesse. Die süßen Köstlichkeiten ihrer Mutter schmeckten ihr aber schon sehr! Da gab es nichts zu Rütteln. Beim Kosten und Essen kannte Elfriede nichts.

Gusti hätte sich aber doch sehr gefreut, wenn sie gemeinsam mit ihrer Tochter backen könnte. Gusti wohnte in einer Wohnung im obersten Stock eines alten Stadthauses. Ein Lift führte dort hinauf. Die Wohnung hatte eine kleine Dachterrasse. Ihre Fenster gaben den Blick auf den großen Stadtgarten frei. Beim Backen hatte Gusti also immer eine ganz tolle Aussicht.
Eines Tages zog unter Gusti ein Mädchen ein, eine Studentin, die ganz neu in die Stadt gezogen war und noch niemanden kannte. Die beiden lernten sich kennen und mochten sich sehr gerne. Es stellte sich heraus, dass Gerda, so hieß die junge Studentin, sehr großes Interesse am Backen hatte! Da blühte Gusti auf. Inzwischen war sie schon in Pension und verbrachte noch mehr Zeit mit dem Backen.

In der Weihnachtszeit schaffte sie 35-40 Sorten verschiedene Kekse. Unglaublich! Die Rezepte dazu hatte sie mit den Jahren angesammelt. Einige hatte sie von ihrer Mutter, sogar von ihrer Großmutter und die meisten von ihrer Großtante Amalia, von der sie wahrscheinlich auch die Begabung zum Backen bekommen hatte. Einige Rezepte hat sie selbst in die Sammlung gegeben. Mit den Zeiten ändern sich ja auch die Backgewohnheiten der Leute und so kommt immer wieder etwas Neues dazu.
Gustis Rezeptsammlung war so groß, dass sie sogar noch zehnmal mehr verschiedenen Sorten hätte backen können.

So nahte nun langsam der Advent und Gusti begann mit den Vorbereitungen zum Keksebacken. An ihrer Seite war Gerda, die zwischen den letzten Prüfungen vor den Weihnachtsferien ihre Lernpausen mit dem Keksebacken verbringen wollte.
Gemeinsam backten sie Kokosmakronen, Florentiner, Nussecken, Butterherzen, Lebkuchen, Mandelschnitten, Marmeladenkekse und viele Sorten mehr. Zwei Wochen lang standen sie immer wieder gemeinsam in der Küche. Die Küche duftete nach weihnachtlichen Gewürzen, nach Schokolade und nach Teig im Ofen.
Gusti und Gerda hatten eine wunderschöne Zeit und neben ihnen stand eine große Schachtel, in der die gesammelten Rezepte von Gusti aufbewahrt waren. Wenige Tage vor Weihnachten waren sie fertig mit ihrer großen Mission. Dutzende Keksdosen stapelten sich neben ihnen. Sie hatten genug gebacken für die Verwandtschaft von beiden und sie waren stolz auf ihr Werk!
Sie kosteten und naschten die schönsten Kekse und sie plauderten. Sie redeten darüber, wie schön es war, dass sie beide sich gefunden haben. Da stand Gusti plötzlich auf und holte die große Rezeptschachtel. Feierlich reichte sie sie Gerda. Sie sollte ihr Weihnachtsgeschenk sein! Endlich hatte Gusti jemanden gefunden, der ihre Liebe zum Backen teilte. Sie wusste, bei Gerda würden die Rezepte ihrer Vorfahren in den allerbesten Händen sein.

Autor: weihnachtsgeschichte.biz

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