Rosalinde und Annadora

Rosalinde und Annadora Lesezeit: ca. 2 Minuten Jedes Jahr am 21. Dezember bekam Rosalinde ein Weihnachtspäckchen von ihrer Freundin Annadora. Wirklich immer am 21. Dezember kam dieses Päckchen. Nur, wenn der 21. Dezember auf ein Wochenende fiel, dann kam die Karte schon am Werktag davor. Rosalinde fragte sich, wie Annadora das macht, wie sie das hinbekommt, denn die Zustellung lässt sich ja nicht so genau berechnen, schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Rosalinde freute sich immer sehr auf dieses Päckchen, in dem auch immer eine Karte war. Annadora war mit ihr in die Grundschule gegangen. Die beiden kennen sich nun schon seit bald 80 Jahren. Annadoras Schrift war noch genauso wie damals, als ihr der Lehrer immer die Formnote "sehr gut" gab, weil sie so besonders schön geschrieben hat. Annadora erzählte in ihren Weihnachtskarten immer von ihrem Kater Frido und ihrem Spitz Bertram. Beide waren nicht mehr die Jüngsten und vor ihnen gab es den Kater Anton und den Dackel Hubert. Annadora erzählt in ihren Weihnachtskarten außerdem von ihren Pflanzen, die über den Winter im Haus blieben und wie sie sich darauf freute, wenn es wieder Frühling wurde und sie ihre Pflanzen nach draußen bringen konnte.
In dem Päckchen war außerdem immer eine Schachtel mit Keksen. Es war immer dieselbe Sorte - Zimtsterne, die Annadora einfach so gut machte. Und sie machte sie immer noch. Das Backen konnte ihr keiner nehmen. Rosalinde antwortete stets auf die Karte von Annadora. Das war das jährliche Ritual der beiden. Sie schickte um Silvester eine Karte an ihre Freundin, in der sie von ihren Enkeln und Urenkeln erzählte. Rosalinde hatte zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter war Künstlerin und unverheiratet. Der Sohn hatte eine Frau und drei Enkelkinder. Eines dieser Enkelkinder, Antonia, hatte bereits selbst zwei Kinder. Anna und Fridolin waren Rosalindes Urenkel. Zwei ganz entzückende Bengel, von denen Antonia ganz bestimmt das Sagen hatte. Rosalinde schrieb in ihrer Antwortkarte an Annadora immer ganz ausführlich von den beiden. Eine Karte reichte dafür natürlich nie aus! Es wurden zwei Karten, vorne und hinten dicht beschrieben. Annadora hatte keine Kinder und auch keine Enkelkinder. Sie hatte einen Mann, doch der konnte leider keine Kinder zeugen. Annadoras Mann ist vor einigen Jahren gestorben und so war sie ganz allein – bis auf ihren Kater und ihren Hund. Die Erzählungen von Rosalindes Familie erfreuten sie immer sehr.
Wie schön wäre es, wenn die zwei sich doch noch einmal sehen konnten!
Eines Weihnachtens, nun, es war genau am 21. Dezember und Annadoras Päckchen war gerade angekommen. Rosalinde knabberte an einem Zimtstern und las die lieben Zeilen ihrer Freundin, da kam ihr eine Idee. Warum eigentlich nicht? Warum soll ich sie denn nicht besuchen? Rosalinde, noch sehr rüstig, fasste einen Entschluss. Sie wollte ihre Freundin besuchen! Sie rief am Bahnhof an und fragte nach einer passenden Verbindung für den nächsten Tag. Sie wollte mit ihrer Freundin Weihnachten verbringen. Wie schön das wäre und wie Annadora sich wohl freuen würde!
Rosalinde packte die Vorfreude! Am nächsten Morgen packte sie die leeren Keksdosen der vergangenen Jahre ein und los ging es - auf zu ihrer Freundin Annadora...

Autor: weihnachtsgeschichte.biz

Mehr Weihnachtsgeschichten für Senioren