Wer braucht schon Geschenke?

Wer braucht schon Geschenke? Lesezeit: ca. 2 Minuten Ein bisschen "tüddelig" war Oma Wachtendong ja schon länger. Aber wer wollte es ihr auch verübeln? Schließlich hatte sie erst kürzlich Bekanntschaft mit dem Sensenmann gemacht. Nach eigenen Angaben wäre der Typ eigentlich nicht so übel, wie die Leute immer sagen. Sie hätte mit dem Tod einen "Deal", dass sie noch mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen dürfe, wenn sie ihm dafür selbstgemachte Marmelade für die große Überfahrt mitbringt.

Oma hatte schon immer ihren ganz eigenen Humor und Sarkasmus war ihre zweite Fremdsprache. Die Familie liebte sie abgöttisch dafür. Ihre zunehmende Vergesslichkeit schob man auf das Alter. Immerhin war mit ihren 83 Jahren das Mindesthaltbarkeitsdatum längst abgelaufen.

Außerdem war sie, im Gegensatz zum Großteil ihrer Generation, nie besonders religiös gewesen. Sie zog es vor, die christlichen Werte zu leben, anstatt sie in der "Glockendisco" runter zu beten. Die Feiertage waren für sie trotzdem ein Grund zur Freude. Denn da konnte sie sich schon zum Kuchen ein Eierlikörchen gönnen und die Enkelkinder abends mit Geschichten ihrer längst vergangenen Jugend langweilen.

Aber vorher musste sie noch Geschenke für "die Brut" einkaufen. Sie zog ihre Wetterhaube auf und fuhr mit dem Bus ins Einkaufszentrum. Und ehe sie das alljährliche "wir wollen es dieses Jahr aber nicht übertreiben" zu Ende gedacht hatte, war ihr Wagen auch schon voll. Sie liebte es, ihre Familie zu beschenken.

Zuhause angekommen, überlegte sie sich geeignete Verstecke. Dieses Jahr würden die neugierigen Enkelkinder ihre Geschenke nicht wieder vorher finden. Soviel stand für sie fest. Es mussten geeignete Verstecke her! Bei einem Stückchen Käsesahnekuchen und einem Kaffee mit Schuss schmiedete sie einen perfiden Plan. Sie würde die Geschenke nicht mehr nur an einem Ort verstecken, sondern im ganzen Haus verteilen. Wie genial sie doch noch war in ihrem hohen Alter!

Einen Teil der Präsente versteckte Oma wie gewohnt in ihrem Kleiderschrank. Aber nur, um den Enkelkindern einen ersten Vorgeschmack zu geben. Sie war aber auch ein Fuchs! Der neue Teddybär für die jüngste "Sprotte" der Familie fand Platz in der Tiefkühltruhe. Die Fischstäbchen freuten sich über etwas Gesellschaft. Auch die Krawatte für das Oberhaupt fand schnell einen neuen Platz zwischen ihren Stützstrümpfen. Der ausgediente BH (Modell "Adieu Libido") bot ebenfalls viel Raum für neue Ideen. Die nagelneue Armbanduhr würde dort so schnell niemand vermuten. Wer brauchte schon einen Rollator? Schnell funktionierte sie den großzügigen Einkaufskorb an ihrem "Rentner-Ferrari" um. Und was war eigentlich mit dem Verbandskasten im Auto der Familie? Auch der bot ein ganz wunderbares Versteck für die teuren Pralinen.

Es war geschafft! Einen ganzen Nachmittag hatte sie damit zugebracht, sämtliche Geschenke zu verstauen. Darauf erst einmal einen Schnaps...

Zwei Tage später war das Fest der Liebe da. Nach der ersten Völlerei läutete die Familie die Bescherung ein. Aber was war das denn? Oma hatte überhaupt keine Präsente gekauft...Oder doch? Ihr war ein klitzekleines "Malheur" passiert, denn sie konnte keines der Geschenke mehr finden.

Alle lachten laut los und freuten sich darüber, dass ihre Oma mal wieder Familiengeschichte geschrieben hatte. Was für ein Weihnachtsfest!

Autor: weihnachtsgeschichte.biz

Mehr Lustige Weihnachtsgeschichten