Die Weißweinflasche

Die Weißweinflasche Lesezeit: ca. 3 Minuten Familie Müller führte ein Leben, wie viele andere Familien auch. Die Kinder gingen zur Schule. Sie waren dort gut, worüber sich die Eltern freuten. Die Mutter Elsa und der Vater Paul gingen Tag für Tag ihrer Arbeit nach. Dort hatten auch sie ihre Erfolge. Es war sogar genügend Geld vorhanden, um die ein oder andere Urlaubsreise zu planen. Man konnte also durchaus zufrieden sein.

In ihrer Wohnung hatte Elsa einen Lieblingstisch. Daran saß sie oft alleine, wenn niemand außer ihr zu Hause war. Sie liebte es zu grübeln. Auch diesmal: "Jetzt kommt die Weihnachtszeit. Welch große Freude!", dachte sie. Gleichzeitig spürte sie jedoch eine innere Unruhe. Ihr Mann trank nämlich im Urlaub und an Festtagen gerne einen über den Durst. Und sie hatten ja nun für fast zwei Wochen lang gemeinsam frei.

Gestern saß Paul dann mit seinem langjährigen Kumpel Hans am Tisch, öffnete eine Fischdose, legte ein paar Gurken auf den Teller und stieß immer wieder auf die schöne Weihnachtszeit an. Sie sprachen anscheinend über ihre Kindheit, als sie zusammen ganz viele Streiche gemacht haben. Aber in dem Moment, als Elsa die Küche betrat, waren weder Paul noch Hans imstande, etwas zu sagen. Ihre Zungen bewegten sich nur mühsam. Verständliche Laute waren Mangelware.

Daraufhin mache Elsa die Wohnungstür hinter sich zu und ging zu ihrer Nachbarin Nina, die auch ihre Freundin war.
"Nina, sag mal, was soll ich nur machen? In jedem Urlaub kippt sich Paul regelmäßig einen hinter die Binde." Nach kurzer Überlegung hatte Nina eine Idee: "Wollt ihr nicht mal für ein paar Tage aufs Land zu meiner Mutter Trude fahren?", fragte Nina. "Ich kann leider nicht mitkommen, aber ihr kennt sie ja schon ganz gut. Sie wird sich sicher auf euch freuen."

Das war wirklich eine gute Idee, denn Trude lebte mit ihren jüngeren Söhnen auf einem Bauernhof. Auch zur Weihnachtszeit kann man dort sehr viel erleben. Elsa ging also fröhlich zurück in ihre Wohnung. Am nächsten Tag erzählte sie ihrer Familie sofort von der Idee. Sie traf auf Zustimmung von allen. Die Landluft konnte kommen.

Auf dem Bauernhof wurden die Müllers herzlich empfangen. Trude fragte Elsa kurz darauf, was sie denn gerne essen und trinken würden? "Wir freuen uns über jede Aufmerksamkeit von euch. Aber bitte keinen Alkohol!", antwortete Elsa. Daraufhin nahm Trude ihre Flasche Weißwein wieder vom Tisch und stelle sie zurück in den Weinschrank im Wohnzimmer, in dem auch zahlreiche weitere Weißweinflaschen standen. Denn Trude war eine leidenschaftliche Weinsammlerin und machte mit ihren Flaschen gerne anderen eine Freude.

Die Tage vergingen und Elsa bemerkte, dass ihr Mann durchweg in guter Stimmung war. Ihrer Empfindung nach war er sogar immer leicht angetrunken. Doch wie konnte das sein? Den gesamten Urlaub hinweg konnte sie das Geheimnis nicht lüften. Ihr fiel nur auf, dass Paul häufig mit einem Glas ins Badezimmer ging und kurz darauf dann ins Wohnzimmer.

Einen Tag vor Heiligabend fuhren die Müllers wieder zurück nach Hause. Auf der Heimfahrt erzählte Paul seiner Frau dann von Trudes Weinschrank, an dem er sich heimlich bediente. Sein Weinkonsum sollte aber nicht auffallen. Deshalb füllte er sein Glas immer nur mit etwas Wein und goss die Weinflasche kurz darauf wieder mit Leitungswasser auf.

Nach dem Weihnachtsfest trafen sich Elsa und Nina zu einem Frauenabend. Dabei waren natürlich auch die Weihnachtsgeschenke ein Thema. Als Nina dann anfing, von einer wässerigen Weißweinflasche zu sprechen, die sie von ihrer Mutter Trude geschenkt bekommen hat, musste Elsa herzhaft lachen...

Autor: weihnachtsgeschichte.biz

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