Es kommt ein Baum geflogen

Es kommt ein Baum geflogen Lesezeit: ca. 2 Minuten Wie jedes Jahr kam Weihnachten für Familie Wachtendong völlig unerwartet. Da grenzte es schon an ein Wunder, dass die Geschenke nicht wie sonst üblich in der letzten Minute an der Tankstelle gekauft werden mussten. Sogar die erste Weihnachtsgans flog schon feierlich durch das Haus. Allerdings nur bis zur nächsten Mülltonne und begleitet von lautstarken Flüchen der Hausherrin. Die Nachbarschaft kannte diese Tradition der Familie und verzichtete auch dieses Jahr auf einen Exorzisten.

Soweit waren die Vorbereitungen also erledigt. Aber wer hatte sich eigentlich um den Weihnachtsbaum gekümmert? Nach einer hitzigen Debatte entschied Frau Wachtendong, dass der Herr des Hauses einen Spaziergang mitsamt seiner Säge bitter nötig hätte.

Begleitet von einem warmen Gefühl der Weihnacht (oder war es gar ein drohender Herzinfarkt?) tauschte Waldemar die geliebten Filzpantoffeln rasant gegen seine Gummistiefel. Er führte den Befehl seiner geliebten Gattin aus und brachte alsbald ein wunderschönes Gewächs nach Hause. Doch die Freude währte nur kurz. Der Baum hatte nämlich zwei Spitzen. Dabei gab es doch nur einen Stern im Hause Wachtendong. Außerdem war die Tanne so krumm, dass sie kaum von allein stehen bleiben würde. Mittlerweile dämmerte es draußen. Das bedeutete, ein neuer Baum war keine Option mehr. Auch die Yukka-Palme im Wohnzimmer würde wohl eher lächerlich aussehen mit einer Lichterkette. Zum Glück kam Waldemar eine rettende Idee. Er griff beherzt zum Hammer und nagelte eine der vermeintlich überflüssigen Spitzen am Fenstersims fest. Jetzt konnte endlich der besinnliche Teil beginnen! Die Kinder halfen der Mutter artig dabei, das Prachtstück zu schmücken, während der Vater wie jedes Jahr das Lametta aufbügelte. Schon wenig später sank die Familie höchst zufrieden und voller Vorfreude auf den heiligen Abend in ihre Betten.

Am nächsten Morgen wurden sie noch vor den Kirchenglocken von einem lauten Knall geweckt. Das heißt, eigentlich saß nur Waldemar sofort aufrecht in seinem Bett. Er schlich sich leise aus dem Schlafgemach und ging hinüber ins festlich geschmückte Wohnzimmer. Dort bot sich ihm ein Anblick des Grauens. Der Weihnachtsbaum war unter lautem Getöse umgefallen. Leider sank damit nicht nur der Stern an der Spitze der Tanne. Auch seine Hoffnung auf ein harmonisches Fest schwand unwillkürlich. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit: In Schlafanzug und Gummistiefeln zog er mit seiner Kettensäge bewaffnet erneut in den Krieg.

Leider hatte Petrus in der Nacht zuvor einen schlimmen Dauerregen auf die Erde geschickt.

Diese Wetterkapriole stellte Waldemar vor eine neue Herausforderung. Wie sollte er den Baum so schnell trocknen? Es blieben nur noch ein paar Stunden bis zum Fest der Liebe. Doch ganz plötzlich, es war wie ein Wackelkontakt im Oberstübchen, hatte er die zündende Idee: Er würde den Weihnachtsbaum einfach vor dem geöffneten Backofen trocknen!

So stand er dann da in seinem Schlafanzug, bei 200 Grad Umluft. Es kam, wie es kommen musste und der Rest der Familie erwachte aus seligen Träumen. Man hatte ihn erwischt. Anders als erwartet gab es keine Beschimpfungen, sondern nur lautes Gelächter und sogar einen dicken Kuss der erheiterten Ehefrau! An dieses Fest sollte sich die ganze Familie noch lange erinnern.

Autor: weihnachtsgeschichte.biz

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