Die Geschichte vom griesgrämigen Manager
Die Geschichte vom griesgrämigen Manager Lesezeit: ca. 3 Minuten Es war einmal ein Mann, der lebte alleine in einem großen Apartmentkomplex. Für ihn verlief jeder Tag genau nach demselben Schema: Morgens nachdem ihn sein Smartphone aus dem Schlaf gerissen hatte, prüfte er noch im Bett seine Mails. Dann zog er sich ein weißes Hemd an, das seine Haushälterin tags zuvor für ihn gebügelt hatte und schlüpfte in den Anzug. Mit dem Aufzug ging es direkt von seiner Wohnung in die Garage, wo sein teures Luxusauto parkte. Ein gelungener Morgen war für ihn, wenn er niemandem dabei begegnete. Jedes Wort an Smalltalk kostete ihm Überwindung. An seinem Arbeitsplatz in der Bank hatte er eine Managerposition inne. Für jeden Hauch von Weihnachtsstimmung seiner Mitarbeiter hatte er nur verächtliche Blicke parat.
Autor: weihnachtsgeschichte.biz
Schließlich kam er eines Abends zurück in sein zu Hause und traf in der Garage eine junge Familie. Die Kinder liefen gleich zu ihm und bestaunten den teuren Wagen. "Nicht anfassen", herrschte er sie an. Ohne ein Wort zu verlieren, stieg er zu den beiden Kleinen und den Eltern in den Aufzug. "Ist der Mann böse", sagte das kleine Mädchen angespannt. "Nein vermutlich nur müde von der Arbeit", antwortete die Mutter mit einem Blick auf den Mann.
So verging eine weitere Woche der Adventszeit bis sich das Leben des Mannes auf einen Schlag änderte. Wie immer hatte er es eilig, vom Büro nach Hause zu fahren. Obwohl es den ganzen Tag geschneit hatte, passte er sein aggressives Fahrverhalten der Witterung nicht an. Immerhin hatte er tausende von Euro für den Wagen mit ABS, Airbags, Winterreifen und allen erdenklichen Extras ausgegeben. Was sollte da schon groß passieren? Es kam wie es kommen musste: Das Auto geriet in einer Kurve ins Schleudern und prallte gegen einen Baum. Der Mann verlor das Bewusstsein und kam erst wieder zu sich, als er eine Stimme sagen hörte: "Alles wird gut". "Bin ich im Himmel?", schoss es dem Mann durch den Kopf. Als er langsam die Augen öffnete, erkannte er den Wagen seiner neuen Nachbarn, die wenige Wochen zuvor in seinen Apartmentblock eingezogen waren. Sie alarmierten die Einsatzkräfte, die den Mann ins Krankenhaus brachten.
Als man ihm sagte, er müsse einige Zeit stationär aufgenommen werden, brach für ihn eine Welt zusammen. Gerade er, der so wichtig war, würde für mehrere Wochen in seinem Job fehlen. Da er seine Freunde mit seiner ruppigen Art längst vergrault und keine Familie hatte, waren die ersten Tage einsam. Noch dazu war das Krankenzimmer weihnachtlich geschmückt und die anderen Patienten stimmten sich offensichtlich auf das große Fest ein. Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlte sich der Mann einsam. Während der alte Opa, der mit ihm ein Zimmer teilte, täglich sogar mehrmals Besuch erhielt, verbrachte er unzählige Stunden damit, die Decke anzustarren. Sein Smartphone war bei dem Unfall kaputt gegangen und er hatte niemanden, der für Ersatz sorgen könnte. Doch dann - am Tag vor dem Heiligen Abend - öffnete sich die Tür zu seinem Krankenzimmer: "Wir wollten sehen, wie es Ihnen geht", sagte die Nachbarin, als sie an sein Bett trat. Dankbar lächelte der Mann sie an und fing langsam, mit stockenden Worten an von seinen Schmerzen zu erzählen. Geduldig und einfühlsam hörte die Frau zu. Nach einiger Zeit kramte sie in ihrer Tasche: "Ach ja, die Kinder haben Ihnen etwas gemalt". Sie zog eine Zeichnung von einem Weihnachtsengel heraus. Eine Welle der Emotionen überrollte den Mann. Als sie dann noch eine Packung selbst gebackene Kekse hervorholte, war es um seine Haltung geschehen. Tränen der Dankbarkeit rollten über seine Wangen. "Und wenn Sie nach Hause kommen, lade ich Sie zu uns ein, um den Weihnachtsbaum anzusehen", fügte die Nachbarin dazu. "Ich komme gerne", sagte der Mann und wie im Weihnachtswunder meinte er es auch so.