Das Geschenk

Das Geschenk Lesezeit: ca. 2 Minuten Es begann zu schneien. Christian und Michael stellten die Einkaufstüten ab, um sich die Handschuhe anzuziehen. Ihre Frauen liefen im nun einsetzenden Schneegestöber nebeneinander etwas voraus und waren scheinbar in ein Gespräch vertieft. Beide Männer mochten die Ausflüge, die beide Pärchen regelmäßig unternahmen. Die Frauen unterhielten sich stets angeregt. Die Männer fachsimpelten über neue Urlaubsziele. Doch dieses Mal kam vor Trubel kein Gespräch zustande. Beide versuchten ihre Frauen nicht aus den Augen zu verlieren. Diese bewegten sich zwischen Schneegestöber und den Massen an Menschen, die sich durch die Einkaufsmeilen dieser Stadt drängten und schauten von Geschäft zu Geschäft. Die Henkel der Tüten schnitten Christian bereits in die kalten Hände.

Angekommen im Spielzeugladen stellte Christian die schweren Tüten mit Geschenken ab, um sich eine Pause zu gönnen. Beide Männer setzen sich auf ein zu kleines Sofa und blätterten die Kataloge durch. Die Frauen waren im Trubel der Menschen im Laden zunächst verschwunden, tauchten dann doch mit vier weiteren Geschenken auf und drängten die Herren zum Aufbruch. Michael, nun ausgeruht, erschienen die Einkaufstüten nun leichter: So ließ es sich doch gleich besser weiterziehen.

Zu Hause angekommen, machten sich Michael und seine Frau Sandra daran, die Trophäen der Geschenkejagd auf die letzte Minute noch einzupacken. Denn neben der Vorbereitung des Weihnachtsbratens und dem Kaltstellen des Weins, musste der Essenstisch festlich gedeckt werden. Als Michael die Teller verteilte, hörte er Sandra einen spitzen Schrei ausstoßen. Aufgeregt kam sie mit den Einkaufstüten in das Esszimmer gerannt. Die Geschenke für die Eltern waren nicht auffindbar! Die Gedanken überschlugen sich zunächst. Sandra weinte und schlussendlich, einem Heulkrampf nahe, kamen beide zum Schluss, dass ihre Einkaufstüten wohl in einer unbeobachteten Minute geplündert wurden.

In diesem Moment klingelte es an der Tür und Michaels Eltern standen eine Stunde zu früh vor selbiger. Sandra, noch weinend, bat sie herein und klärte sie über den Sachverhalt auf. Michaels Mutter suchte indes ein Taschentuch für Sandra. Beim Kramen in der Handtasche weiteten sich ihre Augen und sie murmelte unwillkürlich, dass das eben eingepackte Geschenk noch zu Hause auf der Kommode lag.

Ein lautes Lachen von Michaels Vater zerschnitt plötzlich die angespannte Stille. Schließlich steckte er auch seine Frau und Michael mit dem Lachen an. Über Sandras Gesicht huschte ebenfalls ein Lächeln. Die Familie lag sich kurz darauf in den Armen. Auch ohne Geschenke kam die Freude auf das Zusammensein auf.

Autor: weihnachtsgeschichte.biz

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